Nein, der Sommer war nichts. Kaum mal ein paar Tage durchgehend Sonne. Vor allem kaum ein Tag, an dem nicht darüber geklagt wurde. Geklagt wird sowieso gern. Über falsch erzogene Open-Air-Gänger, über zuviele Blitzkästen, über die in der Waschküche hängengebliebene Wäsche des Nachbars, über stillende Mütter im Tram, über mürrische Taxifahrer, über die Billag, über plötzliche AHV-Nachzahlungen, über den Kratzer am Auto, über das abgelaufene Joghurt im Gestell. Dem einen gehts zu langsam, dem anderen ists zu ungenau. Was einem nicht passt, wird kritisiert. Laut und jederzeit. Meist anstandsfrei, oft unüberlegt. Dabei fliegt rundherum grad alles in die Luft. Wohnungen werden zerstört, Köpfe werden abgerissen, und ich sitz da und sehe all diese Bilder und denke mir: Was, wenns bei uns plötzlich so abgeht? Mal abgesehen von wer gegen wen und warum: Wenns knallt, knallts, dann spielts keine Rolle mehr, wer die Bomben abgeworfen hat. Dann spielen auch all die anderen Sachen keine Rolle mehr. Keine liegengelassenen Zelte, keine hängengelassene Wäsche, kein Kratzer am Auto. Auch die Billag fällt von Platz 7 runter auf Bumm. Dann sitzt man da und denkt sich, hätte man nur ein bisschen gelebt, als man es noch konnte. Wäre man nur ein bisschen netter gewesen zu denen, die nicht grad gleicher Meinung war wie man selber. Hätte man nur ein bisschen mehr geliebt. Dann sitzt man da und denkt zurück an den Sommer 2014. Und wie schön er doch war. Auch wenns geregnet hat.