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Dates und Un-Dates

Wir haben ja alle eine Vorstellung davon, wie ein erstes Date so aussehen sollte. Mit meinem Exfreund zum Beispiel hatte ich ein nahezu perfektes erstes Date. Wir waren Burger essen und setzten uns danach in ein Café in der Fussgängerzone von Fribourg und redeten und redeten und redeten. Als es kühler wurde, gab er mir seinen Pullover und als wir uns am Bahnhof verabschiedeten gab es einen ersten, romantischen Kuss und das Versprechen, sich bereits am nächsten Tag wiederzusehen. Es folgte Winken bis der Zug losfuhr und bereits nach drei Minuten das erste SMS und ich schwebte erglüht und strahlend nach Hause.

So will man das. So ist das gut.

Es geht aber auch anders. SEHR anders.

Hier ein Exempel aus dem Ponysurium. Ich lernte vor vielen, vielen Jahren einen jungen Mann an einer Party kennen. Nennen wir ihn David (und nein, das war NICHT sein richtiger Name). David gefiel mir sehr und ich gefiel David sehr, was ich seinem Blick anmerkte, seiner Art zu sprechen und ein bisschen auch seiner Erektion beim Tanzen. Wie auch immer, die Verbindung war da, genauso wie der Alkoholpegel und man landete schliesslich auf dem Sofa in der Ecke. Ihr wisst schon. Als alle nach Hause gingen, war man noch knapp in der Lage, Nummern auszutauschen, ohne sich übergeben zu müssen und so gingen wir beide denn getrennter Wege, David und ich.

Ein paar Tage später, ich hatte die Party und deren Geschehnisse weitestgehend vergessen/verdrängt, erhielt ich eine SMS von David, wie es mir denn gehe und ob ich gerne einmal mit ihm ausgehen würde. Wenn ich ehrlich bin, wusste ich noch nicht einmal mehr genau, wie der Gute ausgesehen hatte, wusste aber, dass irgendwas an ihm hatte dran gewesen sein müssen (abgesehen von oben erwähnter Erektion), weshalb ich dachte: Wieso nicht? Man verabredete sich für den kommenden Samstag in einer etwas besseren italienischen Beiz und war sehr gwundrig. Ich zumindest.

An jenem Samstag machte ich mich zurecht – man weiss ja nie, ob man tatsächlich plötzlich Mr. Right gegenüber sitzt. Gesichtsmaske, Haarmaske, ein bisschen Maniküre, Make-Up, ausgelesenes Outfit, schöne Schuhe. Tiptop. Ich traf pünktlich im Restaurant ein und roch sehr gut. Von David jedoch keine Spur. Nun gut, ich wollte ja nicht so sein, ein paar Minuten sind ja in Ordnung.

Der Gute traf dann aber 25 Minuten verspätet ein, in Shorts mit Military-Print (brrrr) und einem versifften Shirt mit Metal-Band-Aufdruck. Einen Kamm hatte er schon seit längerem nicht mehr gesehen, genauso wenig wie Shampoo. Bei der Begrüssung wehte mir eine Bierfahne entgegen. Herz. Aller. Liebst. Als Erstes entschuldigte er sich, er müsse „pisse und na eini go rauche“. Also gut. Auf Wiedersehen, David. Ich war bereits sehr versucht, einen epileptischen Anfall zu simulieren oder ihm zu erzählen, meine Katze sei unerwartet an Skorbut erkrankt. Als David zurück war, erzählte er ohne Unterbruch von sich, seinen Kumpels, den Mengen an Alkohol, die sie an Partys in sich reinschütteten und den Mädchen, die seine Kollegen jeweils abschleppten (er selbstverständlich nicht, neinnein). Dann wetterte er über den Staat und darüber dass Leute wie Christoph Blocher den Bundesrat vergiften würden – dass dieser zu jenem Zeitpunkt bereits wieder abgewählt worden war, war an David anscheinend vorbeigegangen. An mir persönlich vorbeigegangen war am Abend der Party anscheinend, dass David ein kompletter Vollidiot war.

So sass ich denn resigniert am Tisch, mein Kopf auf meine Hand gestützt, und hörte David zu, wie er mir die Psychologie erklärte und die Tatsache erläuterte, dass ja nur Menschen mit psychischen Problemen Psychologie studieren würden (Anm. d. Autorin: David selber studierte NICHT Psychologie). Es war so frustrierend, dass es schon wieder amüsant war und ich freute mich bereits am Tisch sitzend darauf, meinen Freundinnen von diesem Horror-Abend zu erzählen. Wenigstens das Essen war gut – bezahlen tat ich es selbst, was völlig in Ordnung war, jedoch von Davids Bemerkung begleitet wurde, ich sei ja Arzttochter, eigentlich müsste ich sein Essen zahlen, wir seien ja emanzipiert, blabla, hahahaha. Und dann? Dann fragte er mich allen Ernstes, ob ich noch mit zu ihm käme. Ich lächelte charmant und sagte „Lieber nicht“ – was ich eigentlich sagen wollte war, dass ich nicht mit ihm nach Hause gegangen wäre, wenn er der allerletzte Mensch auf Erden gewesen wäre. Auch nicht das letzte Tier oder der letzte Einzeller oder die letzte Pflanze. Oder das letzte Möbel. NIE. NEVER. NIEMALS IM LEBEN!

Das war also mein Un-Date mit David. Ich bin sicher, wenn er davon seinen Freunden erzählt, dann bin ich die „langweiligste Tusse ever, aber geile Titten – wollte dann nicht mit zu mir. Mir soll‘s recht sein, haben ja eh alle einen Schaden, diese Psychologen“.

Und so ist auch die Sache mit dem Dating eine Frage von „Versuch und Irrtum“, bis man dann vielleicht mal den Jackpot landet. Bis dahin: To be continued…

Bild: underground-fashion.eu

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Autor: Yonni Meyer

Yonni Meyer (*1982) wuchs dort auf, wo’s mehr Kühe als Menschen gibt. Und das war gut so. Kantonsschule in der Nordschweizer Provinz (Hopp Schafuuse). Studium im Welschland (Sprachen und Psychologie). Umzug an die Zürcher Langstrasse 2011. Seither konstant kulturgeschockt. Ende Juli 2013 Geburt des Facebook-Blogs „Pony M.“
September 2013 Einstieg bei KULT. Ab 2014 Aufbruch in die freelancerische Text-Landschaft der Schweiz. Meyer mag Blues. Meyer mag Kalifornien. Meyer mag Igel. Meyer mag Menschen. Manchmal.

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