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Allison Kim Bucher: Der Teufel Trägt Nada

Weite Teile der Kunst wurden mit Corona beerdigt – besonders die an der Oberfläche. Im Underground hingegen wütet die Energie von tausend Sonnen – woraus immer wieder eine  Supernova knallt, die neue Splitter-Galaxien an abgespaceten Multi Talents hervorbringt. Eine dieser Parallelwelten ist Allison Kim Bucher: Grace Jones raucht mit Beth Gibbons von Portishead splitternackt einen fetten Spliff auf dem Rooftop des Rio Las Vegas Hotels – vor der Linse von David Lynch.

Allisons Kunst ist anziehend, oft düster, immer ehrlich, tiefgründig, inhaltlich relevant – und kein besonders angenehmer Platz für anbiedernden Konformismus. Der soweit weg von Bucher´s Attitüde ist wie Bill Gates von Selbstlosigkeit. Die Südafrikanerin sticht locker aus dem Schweizer Mittelmass heraus – “The Devil Is Inside Me” ist auch nicht einfach so daher gesagt. Es ist die nackte Wahrheit – Bucher verhüllt keinen Zentimeter ihrer Seele.

Um ihre Kunst nicht nur oberflächlich zu verstehen, muss man hinter die Fassade der  strahlenden, glücklichen Mutter eines zweijährigen Sohnes blicken.

Kult: Allison, danke für den entspannten Empfang, im Friseur-Salon in Schaffhausen, den du führst. Der lief und läuft sicher auch wieder gut – nach dem Lockdown. Du musst mit Kunst kein Geld verdienen.

Allison: Genau so ist es.

Wirklich?

Na ja, ich kann das tun, was ich will. Ne, muss. Alles, was ich täglich produziere, entsteht in mir, und das muss raus. In irgendeiner Kunstform. Über all meine Social Media Kanäle.

Damit du auch gesellschaftlich-sozial etwas bewegen kannst?

Marginal. Ich bin keine Politikerin. Aber die täglichen Erlebnisse sind vielfach Herausforderungen – und unser Umgang miteinander ist zunehmend roboterhaft kalt. Damit habe ich Mühe. Ich habe ein Herz, eine Seele, und wenn die schreit, dann lasse ich es alle hören.

Wer oder was hat dich beeinflusst?

Beeinflussen kann mich niemand. Eher inspirieren. Mir gefallen viele verschiedene Sachen, die ich mir dann immer wieder anhöre. Ansehe. Dass da unterbewusst was in meine Musik oder die Visual Arts einfliesst, lässt sich wohl nicht vermeiden.

Woher kommt die Faszination für die Dark Side Of Life?

Es ist nicht nur eine Faszination, sondern ein Teil von mir. Somit fühle ich mich schon auch zum Dunkeln, Düsteren hingezogen – ich erkenne mich jedenfalls darin wieder.

Glaubst du an Gott?

Ich glaube an´s Universum und die Liebe.

Hilft das auch, wenn du die vielen schmerzvollen Momente des Lebens, die deine Kunst prägen, verarbeitest?

Ja, klar – dann braucht man Halt. Und Hoffnung (in Form von Liebe). Die man sonst nirgends bekommt. Ausser eben von etwas Grösserem – wie dem Universum.Das Universum ist grösser als die Liebe – aber die Liebe so nah am Universum.

Wie begegnest du Menschen, die dich absichtlich nicht verstehen wollen?

Freundlich und mit einer gewissen Neugierde. Mich interessiert, was sie nicht verstehen. Und warum sie das Bedürfnis haben, es mich wissen zu lassen. Aber wenn das nicht klappt: Ich kann jnicht erwarten, dass mich jeder versteht. Muss auch nicht.

Deine Kunst hat, wie erwähnt, egal, in welcher Disziplin, einen stark melancholischen Anstrich – muss Kunst weh tun, damit sie anerkannt und gut wird?

Ich denke, Kunst muss gar nichts – Kunst kann. Vieles. Unter anderem auch weh tun. Damit Kunst anerkannt und gut wird, hängt von vielen Faktoren ab.

Von welchen?

Der Zeitpunkt, wer wann und wo deine Kunst sieht. Und vor allem: Ob sie echt ist.

Du als Künstlerin bist einzigartig, hast einen hohen Wiedererkennungswert: Willst du damit ein bestimmest Ziel erreichen? Wieso tust du das alles (mit soviel Hingabe, Einsatz und Qualitätsbewusstsein)? 

In erster Linie ist es eine Art Trieb. Etwas, das ich machen muss, um glücklich zu sein. Ich bin sehr kreativ. Kreativität ist mein Ventil. Und Selbstheilung zugleich. Egal, ob Musik, Fotos oder Zeichnungen: die Energie, die ich in dem Moment in etwas reinstecke, kommt von meinem tiefsten Innern. Das will an die Oberfläche. Sich zeigen. Du hast recht: es gibt viel Trauer, Schmerz und Dunkelheit in meinem Innern, welches an die Oberfläche kommen, sich zeigen will – das ist der rote Faden in meiner Kunst.

Die sehr sehens- und hörenswert ist. Herzlichen Dank für das persönliche Gespräch.

Allison Kim auf Instagram und auf Soundcloud

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Autor: Sascha Plecic

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IRON PLECIC did it all - und hat’s überlebt.

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