Pascal F.E.O.S – die Nachricht deines Todes ist ein Schock. Für die gesamte Techno-Szene. Der du deinen Stempel aufgesetzt – und die du nachhaltig geprägt hast.
Wie die legendäre Clubbing Ära im Selve-Areal Thun. Anfang Neunziger. Als du längst, zusammen mit Laurent Garnier, den Ton in der Szene angabst und an grossen Londoner Raves das Hundertfache verdientest, kamst an´s Tor zum Berner Oberland, spieltest im Mini-Industrie-Club „Basis“ stundenlang. Vor 200 – ekstatischen – Leuten. Für Kost und Logie. Weil du wusstest, dass hier Undergroundkultur gelebt wird.
Angeführt von einem ausserirdischen Space-Myijagi-Superman, Jürg Schweizer, und seiner intergalaktischen weiblichen Entourage, die locker ins Cast von „The Fifth Element“ gepasst hätte.
„Basis“ war schweizweit für seine Realness, internationales Publikum und die abgefahrensten, nie endenden, Private Parties bekannt. Vielfach zusammen mit dem ebenso göttlichen Gogo, damals Aushängeschild des Zürcher One-In-A-Million-Gay-Clubs „Labyrinth“, hast du uns Techno at its very fuckin realest und best auf die Lauschlappen gegeben – bis High Noon.
Und wenn wir eine halbe Stunde nach High Noon immer noch euphorisch klatschten, dabei ohne Musik weitergetanzt und uns ekstatisch am Nächststehenden gerieben haben, standst du jedes Mal da, mit einem Grinsen im Gesicht, als hätte dir die Eintracht-Fankurve „Happy Birthday“ gesungen.
Für dich war der Spirit und die Begeisterung der Leute alles. Techno eben Techno. Nicht Guestlist. Promistatus. Gage. Es war für dich, was es für uns war: Rave. Olution.
Wir zerfielen beim Verlassen des Clubs, zurück in die Realität und ans gleissende Sonnenlicht, regelmässig zu Staub. Um bei der nächsten Gelegenheit wie F.E.O.S aus der Asche zu steigen. Und weiter zu tanzen. Selber aufzulegen. Nicht selten ja beides.
Dabei hast du mit deinen Produktionen Messlatten gesetzt, womit viele Jungproduzenten nach dir nicht klar kamen. Du warst Reinhold Messner auf dem fuckin Mount Everest – sie schafften ohne Sauerstoffgerät vielleicht mal den Uetliberg in Zürich.
In einer meiner zwei Plattentaschen hatte ich, egal ob in Clubs von Dublin, Berlin, Zürich oder als Support Act von The Prodigy, ein Juwel von dir immer mit dabei. Wie Van Gaal über Thomas Müller sagte „Müller spielt immer“, galt für mich: „Tanzbombe kommt immer“.
Speziell dieser Track, Alter https://www.youtube.com/watch?v=5DMn221ZlE8: Dafür sollte man dir eine Statue bauen. In Form eines gigantischen Gold-Bembels. Mit perfekt anliegendem – stattlichem – Colani-Pimmel. So gross wie der Eiffelturm. Als Techno-Fels in der Finanz-Brandung, inmitten der vier Mini-Türme des Projekts «Four».
Und an jedem 8. Mai sollen, jeweils pünktlich um 8 h abends, vulkanartig monströse Fontänen von Eppelwei über die gesamte Stadt ejakulieren. Während über die komplette Hockenheimring-Anlage der Böhsen Onkelz (Special Bass & Beat Sound Engineer: Liam Howlett) „Tanzbombe“ auf 1000 Dezibel erklingt. In Endlos-Schlaufe. Bis am 9. Mai – um 8 h abends.
Damit alle Frankfurter regelmässig – und verdammt nochmal angemessen – daran erinnert werden, wie nass du die Menschen auf der ganzen Welt gemacht hast. Und dass du trotz ausgebuchter internationaler Agenda immer einer von ihnen warst.
Fliege in Frieden, Pascalis Dardoufas – danke. Für die Vermittlung von beispielloser Energie. Fehlerfreie Erektionen. Und progressiv-platonische Backstage-Blitz-Bekanntschaften. Geile Siech.
From Berlin With Gloves,
Sascha Plecic aka Oleg Troshok