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Portishead killt Abba

Von Sascha Plecic

ABBA hallo! Da hört man sechs Jahre nix, und dann klemmt sich Frau Gibbons mit nem ABBA-Cover um’s Mikrophon: „SOS“. Richtig gelesen. S O fuckin S. Mit der grenzdebilen Melodie wurde jeder heutige Mitvierziger in seinen Heavy Metal Years von den Eltern über deren Nachkriegs-Grammophon sadistisch gefoltert. Und jetzt kommt Portishead endlich zurück – mit genau dieser Guantanamo-Nummer. Ein Killer.

Man kann mir auch direkt Arschloch sagen. Was soll das? Das wäre, wie wenn Entombed „Ein bisschen Frieden“ covern würden. Oder Mats Hummels seine Entscheidungen selber treffen würde. Und nicht “Mani der Libero” wäre. Oder seine Frau ihr Hirn nicht regelmässig an der Event-Garderobe des P1 abgeben und danach vergessen würde. Will never happen.

Aber weil’s Frau Gibbons und fuckin Portishead ist, gibt man dem Thema depro-skeptisch, aber semi-wohlwollend, ne Chance. Nur der imaginären Zigaretten-Am-Mikrophon-Steve-Mc-Queen-Mässig-Rauchen-Und-Dabei-Lasziv-Gelangweilt-Traurig-Singend-Sterben-Posen-Vision wegen. Und dann kommt’s: Fuckin „SOS“ ist ein Super-Depressiva – mit der Stärke von 15 Hektoliter Morphium. Verdünnt mit viereinhalb Flaschen 98 prozentigem Absynth. Und 26 Schachteln Gauloises auf einen Lungenflügel runtergezogen.

Das Ding haut rein, als ob es kein Licht mehr auf Erden gäbe. Fuck Terminator – auch der ist tot in dieser Welt. Mega negativ alles. Alle sind tot. Ausser traurige Frauen. Und fiese Liebhaber. Und die sind – aus Sicht der Frauen – Schufte. Stinkende, miese, dreckige Halunken. Herzlose Monster. Schwanzgesteuerte, am Morgen bestialisch verfault aus der Fresse stinkende Sextöter. Im Traum furzende Einzeller.

Und die Welt ist ein riesiger Haufen Scheisse. Genau so will man sich fühlen, wenn man Portishead hört. Mit Bass. Viel Bass. Und einem Hauch von kaltem Schweiss und dem sinnlich-geselligen Ambiente eines vollgepafften Raucher-Zug-Abteils der Belp-Lötschberg-Simplon-Bahn, wenn ein latent aggressiver mit ner Überdosis Psychopharmaka und drei Flaschen Kirsch vollgestopfter Schaffner, der nichts zu verlieren hat, auf dem 11.59-Zug, in dem man sich gerade befindet, nach dem Ticket sabbert. Und man keins hat. Dafür Nuttenschminke im Gesicht, Hot Pants und Tank Top an.

Wenn man es trotzdem nach einem mega mühsamen halbstündigen Fight (man ist ja im Bummler) und einem halben Liter Schaffner-Spucke im Gehörgang nach Hause geschafft hat. Mit Rückenschmerzen und den Zähnen im Aschenbecher auf dem Nachttisch aufgewacht ist. Im sofortigen Wissen, dass alles keinen Sinn hat. Der Typ neben Dir im Bett lebt immer noch. Und schnarcht aus der Fresse stinkend direkt in deine Fresse. SOS, Bitch. Aber huere. Alarmstufe tot.

Ab im mit Rotwein, Schaffnerspucke und Joghurtsauce mit Scharf bekleckerten weissen Negligé und Bad-Hair-Day-Of-The-Year-Fritte und einem Blick, der zumindest töten könnte, zum Metzger um die Ecke – und die Kettensäge ausleihen.

> Hier reinhören

Sascha_small

Sascha Plecic ist Ihr schlimmster Albtraum. Schon nur deswegen, weil er weiss, dass man das seit einem Jahrzehnt mit b schreibt und sich immer noch damit brüstet, dass er’s weiss – und Sie pausenlos korrigiert. Ein Klugscheisser vor dem Herrn. Extrem unangenehm. Humorlos. Geistig zurückgeblieben. Ein seelischer Kotzbrocken. Aber er kann auch anders: Gegen Geld. Viel Geld. Haben Sie keins, schreibt er Ihnen ein schwarzes Loch ins Gehirn.

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Autor: Gastautor

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