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Kult-Küche: Paste von der Limón Chili

Ich habe beim Einkaufen beim Chili-Händler meines Vertrauens unlängst eine Chilipflanze geschenkt bekommen. Eine Limón-Chilipflanze, um es genau zu nehmen – und bei Chilis sollte man es genau nehmen. Nicht (nur), um bei Chili-Affinicados Eindruck zu schinden, sondern um nicht plötzlich und gänzlich unerwartet ein blaues Wunder in Form von Verbrennungen etwelchen Grades zu erleiden.

Zu meiner Pflanze gab es einen Beipackzettel, was gut war, denn das Geschenk war bereits ausgewachsen und voll mit Früchten – was ebenfalls gut war, so brauchte es keinen grünen Daumen und keine Geduld bis zum Erntedankfest. Es ist dringend empfohlen, sich vor dem Reinbeissen über den Schärfegrad einer Chili zu informieren. Was klein und bunt ist, kann schnell einmal höllisch scharf sein. Wie meine Limón, deren Scoville-Grad bei ca. 100’000 – 180’000 liegt. Zum Vergleich: Eine handelsübliche Peperoni hat 100 – 500, ein (legaler) Pfefferspray 180’000 SHU.

Reiche Ernte
Das kleine, rund 30cm hohe Büschlein war reich befrachtet, ich zählte zwischen 80 und 100 gelbe Früchte von jeweils der Länge eines halben Zeigefingers. Das war zwar erst gerade knapp die Hälfte von bis zu 200, die man von einem solchen Pflänzlein gemäss Beschrieb erwarten dürfe. Aber der Sommer dauert ja noch ein Weilchen, womöglich wächst da tatsächlich nochmals eine Ernte nach.

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Wohin mit so vielen Chilis?
Spätestens jetzt stellte sich mir die Frage: Und nun? Wohin mit diesen Dingern? Es gibt verschiedene Anwendungsmöglichkeiten für Chili. Am einfachsten ist es natürlich, sie einfach in etwas reinzuschnetzeln. Dass das nicht immer die beste Idee ist, musste meine Mutter (und hinterher die ganze Familie) feststellen, als sie ein Pilzgericht mit gartenfrischen Chilis verfeinerte. Das war zu einer Zeit, als man noch nicht so ein Tamtam ums Essen machte. Schon mit allerlei Raffinessen, aber eben noch nicht auf dem semiprofessionellen Niveau, auf welchem sich heute jeder sieht, der einmal ein Kochbuch von Jamie Oliver durchgeblättert hat – die “Toast Hawaii & Riz Casimier”-Epoche, Sie wissen schon. Das Pilzgericht war dann jedenfalls vollkommen ungeniessbar, es half auch die Anwendung allerlei Hausmütterchen-Tricks nicht weiter. Deshalb sollte die Weiterverarbeitung meiner 100k-Scoville-Chilis wohlüberlegt sein.

Um die Haltbarkeit zu gewährleisten, bieten sich zwei Möglichkeiten an: Trocknen oder das Einmachen oder Einlegen. Ich entschied mich für die Herstellung einer Paste, ein Verfahren, welches mein Chili-Händler in vielerlei Variationen mit sehr viel Erfolg praktiziert. Im Netz war schnell ein Grundrezept gefunden, welches ich nach eigenem Gutdünken noch etwas anpasste – schliesslich hatte ich nicht bloss eine 08/15 Chili, sondern eine gelbe, auch die Paste sollte gelb werden.

Mit folgenden Zutaten machte ich mich ans Werk:

  • 80 Chilischoten
  • 2 gelbe Peperonis
  • 2 gelbe Zwiebeln
  • 3 Knoblauchzehen
  • 1 Limette
  • Balsamico (6 EL)
  • Rohzucker (3 TL)
  • Honig (2 TL)

(alles Bio-Produkte)

  • Küchenhandschuhe (WICHTIG!)

Zubereitung
Die Zubereitung ist dann äusserst einfach: Chili, Peperoni, Zwiebeln und Knoblauch kleinhacken, in Pfanne geben, mit Wasser aufgiessen, dass die Masse nicht ganz gedeckt ist. Jetzt alles auf kleiner Hitze einköcheln lassen, bis die gewünschte Pasten-Konsistenz erreicht ist, immer mal wieder umrühren. Zum Schluss den Saft einer Limette hinzugeben, den Balsamico, Zucker und Honig unterrühren, nochmals kurz aufkochen und die Masse anschliessend in heiss ausgespühlte Einmachgläslein (bei dieser Menge 3x 15cl und 1x 10cl) abfüllen, sofort fest verschliessen und dann bei 80 Grad für ca. 1.5 Stunden einkochen.

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Verwendung
Die Limón Chili hat einen leicht zitronigen Geschmack, die Paste lässt sich deshalb sehr vielseitig anwenden: Als Beigabe zu Saucen und Marinaden, alleinige leichte Marinade für Poulet oder Fisch, aber auch Steaks, Verfeinerung von Cream Sauce zu Baked Potatoes – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Natürlich kann das Rezept ganz einfach mit anderen Chilisorten nachgekocht werden. Die Peperonis einfach entsprechend der Farbe anpassen.

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Guten Appetit & viel Spass beim Experimentieren aus der Kult-Küche!

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Autor: Pete Stiefel

Pete konnte pfeifen, bevor er der gesprochenen Sprache mächtig war – und an seinem ersten Schultag bereits schreiben. Trotzdem ist er da noch einige Jahre hingegangen. Danach schrieb und fotografierte er fürs Forecast Magazin, für Zürichs erstes Partyfoto-Portal stiefel.li, fürs 20 Minuten, MUSIQ, Q-Times, Party News, WORD Magazine, war Chefredaktor vom Heftli, lancierte das Usgang.ch Onlinemagazin – und er textete für Kilchspergers und von Rohrs Late Night Show Black’N’Blond und Giaccobo/Müller. Er trägt (vermutlich) keine Schuld daran, dass es die meisten dieser Formate mittlerweile nicht mehr gibt.

Irgendwann dazwischen gründete er in einer freien Minute seine eigene Kommunikationsagentur reihe13, die unterdessen seit weit über 13 Jahren besteht. Er ist mittlerweile in seiner zweiten Lebenshälfte, Mitinhaber vom Interior Design Laden Harrison Interiors, schrieb unterdessen Pointen für Giacobbo / Müller, Black 'n' Blond (mit Roman Kilchsperger und Chris von Rohr und irgendwann auf dem Planeten Kult gelandet. Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein grosser Schritt für Pete.

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