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Bis dass das Leben uns scheidet

Ich hab länger nichts mehr geschrieben. Zum einen war ich nicht motiviert. Zum anderen nicht inspiriert. Dann in totalem Stress. Und dann im Nichtstun steckengeblieben. Dann in noch mehr Stress.
Mitten im Leben. (haha!)
Wie auch immer, ich würde gerne mehr schreiben, hauptsächlich weil sich in letzter Zeit wieder mehr Satzfragmente und Ideen in meinem Kopf befinden und ich die aufschreiben sollte anstatt sie vorüberziehen zu lassen. Ausserdem lenkt es mich gerade von den Maturprüfungen ab.
Vor ein paar Monaten haben die Kultautorinnen sich zum Znacht getroffen, und – wie könnte es anders sein – über die Männerwelt gelästert. Und die Liebe. Dieses grosse, grosse Etwas, verpackt in diesem geläufigen Wort.
Naja, wir sind alle sehr verschieden, und ich die Jüngste im Bunde. Heute, wärend der Maturpflichtlekture – Französisch – fiel mir unser Gespräch wieder ein. Das Buch, das ich gerade lese, heisst Je l’amais und handelt von einer Frau mit 2 süssen kleinen Mädchen, die gerade von ihrem Ehemann verlassen worden ist und nun mit dessen Vater verreist, der ihr alles über eine vergangene verlorene Liebe erzählt, verloren, weil er mit seiner Frau zusammenblieb anstatt sie zu verlassen.
So.
An diesem Abend warf ich in die Runde, heutzutage sei es doch beinahe klar dass man sich trenne, die Frage sei, wie lange man es miteinander aushält. Ob 2 Monate, 6 Jahre, 15 Jahre.. Irgendwann schmeisst mans hin. Man geht fremd, verliebt sich neu, der Sex wird langweilig, die Kinder nervtötend, die schlechten Eigenschaften vertreiben die Guten. Das Traurige dabei ist, dass niemand mehr kämpft. Patchwork ist gang und gäbe. Nichts gegen Patchwork, auch meine Eltern sind getrennt, und das ist gut so, denn sonst gäbe es meine Stiefmutter und meine Geschwister nicht, die ich alle über alles liebe.
Liebe.
Wären sie noch zusammen, meine Eltern (eww), wären sie wohl nicht halb so glücklich wie sie es heute sind, drum, es ist schön, haben wir heute die Möglichkeit unser Glück zu kreieren und unserem Unglück zu entfliehen. Aber ich denke manchmal wird eine Krise zu schnell als Unglück abgestempelt.
Bei diesem Znacht warf ich in die Runde, wieso man denn heiratet, wenn der Ehevertrag ein Muss, und die Scheidungen vorprogrammiert sind. Es ist nicht so, dass ich der Überzeugung bin, eine Trennung sei vorprogrammiert. Ich persönlich will nicht daran glauben. Sonst könnt ich das mit der Liebe gleich sein lassen. Liebe.
Es ist einfach unglaublich traurig dass wir nicht nur in einer materiellen, sondern auch in einer emotionalen Überflussgesellschaft leben.
Funktioniert nicht mehr. Müll. Neu. Neu ist immer besser. Scheiss auf die Qualitäten des Alten. Besser ist besser.
So wächst der Druck schon am Anfang der Beziehung, weil zu 90% ist man nicht gut genug. Oder der Andere, oder sonst was nicht gut genug. Und dann wundert man sich, weshalb in unserem Umfeld jeder unter der gefährlichen Mischung von Minderwertigkeitskomplexen und Grössenwahn leidet. Dabei wäre es doch einfach.
Liebe. Lieben. Das Ding ist ein Verb. Es wird getan. Und es wird gesagt, immer wieder. Wenn meine Mutter sagt, ich solle mich warm anziehen. Wenn mein Bruder sagt, er vermisse mich. Wenn meine Freundinnen mich zum Kaffee einladen. Wenn er mir in die Augen schaut. Wenn Emma – wie vor 5 Minuten – sagt, ich solle einen Blick in den Briefkasten werfen, wo ich dann neue Bücher und ein Brieflein finde. Wenn mein Vater mir sagt, es sei alles ok, wenn er meine Sorgen auf sich nimmt, so als hätte er nicht schon genug davon. Das ist es. Und das ist das Leben. Ob bis dass der Tod uns scheidet, oder bis dass das Leben uns scheidet spielt im Endeffekt keine grosse Rolle. Eine grosse Rolle spielt der Moment, der eine Ewigkeit ist, nicht die Zukunft. Das ist es, das Wort, das Verb, das Leben. Dieser Moment.

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Autor: Angela Kuhn

Angela Kuhn (*1994). Im Herzen Stadtzürcherin. Auf dem Papier aus Winterthur. Ein wenig noch aus Sizilien. Und ein wenig aus der Rioja. 19 Jahre alt und erfahren, in den Augen der Geschwister. 19 Jahre jung und ahnungslos, in den Augen der Welt. Schreibt immer mehr, aber noch zu wenig. Spricht immer weniger, aber noch zu viel. Weiss nicht mehr woher, weiss noch nicht wohin. Fragt sich, wie die Welt hinter Schulbüchern aussieht - vielleicht glitzert sie. Mag alles Glitzernde. Und Kaffee. Ist ein Sommermensch. Und Ästhetin. An Weihnachten Christkind. Singt ein wenig. Spielt Gitarre. Und Schlagzeug. Und Uno. Nichts davon wirklich schlecht, nichts davon wirklich gut. Nicht religiös, weil noch keine für sie glaubhafte Religion erfunden worden ist. Bleibt Weltoffen. Setzt auf die Zukunft.

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IMFLUSS: 15 JAHRE MUSIK AUF DEM RHEIN; BEI FREIEM EINTRITT

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