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Ich schraube gar nichts

Gestern habe ich mir Gedanken über Beziehungen oder das Nicht-Vorhanden-Sein ebendieser gemacht.

In meinem Alter wird man – bzw. ich – oft an Abendessen oder Partys eingeladen, wo nur Pärchen sind. Mir persönlich macht das nichts aus, solange ich mit den Menschen noch einzeln reden kann und nicht das Gefühl bekomme, mit einer Flechte zu reden, also einer Symbiose aus zwei Menschen, die als Individuum offensichtlich elendiglich zugrunde gehen würden.

Wenn man eine Freundin z.B. fragt, ob sie mal ins Yoga mitkommen mag und sie sagt, sie müsse erst „den Schatz“ fragen, ob er auch mitkommt, dann finde ich persönlich das etwas schwierig. Vor allem, weil ich sie gefragt habe und nicht ihn. „Den Schatz fragen“ sagen übrigens auch Männer. Auch Frauen sind DER Schatz. Ich würde ja lieber „Pingpongwiesel“ heissen als „Schatz“. Aber das muss jede/r selber wissen.

Haha. Pingpongwiesel. Sorry.

Was ich eigentlich erzählen wollte, ist dass ich in letzter Zeit festgestellt habe, dass Pärchen im Grossen und Ganzen drei Arten haben, darauf zu reagieren, dass ich Single bin.

Einerseits ist da Mitleid. Oft wird mir gefühlvoll die Hand aufs Knie gelegt und ein verständnisvolles „De Richtig chunt imfall scho na“ entgegengehaucht. Und auch wenn ich „Ja eh, ich han ja kein Stress“ antworte, folgt ein „Nei würkli imfall. Ich han halt eifach Glück gha, dass de Marco deet au am Turnfäscht gsi isch.“ Absoluter Liebling: „Weisch, sobald uufhörsch sueche, chunter. Genau dänn, wänn’ds am wenigste erwartisch.“ Ähä, deshalb hast du deinen Freund bei Parship gefunden. Weil du mit Suchen aufgehört hast. Right.

Reaktion Nummer zwei beinhaltet, genau gegensätzlich zu Reaktion Nummer 1, eine gehörige Portion Neid. „WOW! Ächt? Vollgeil, he, gnüsses. Ich mein. Wow. Würkli? Null Verpflichtige? Ich würd imfall… Aso weisch, ich lieb ja de Üse, aber ich würd imfall so härt eine duregäh…“

Die dritte Reaktions-Art ist: „Aber wieso?! Wotsch dänn nöd? Du bisch doch mega cool und so.“ Momoll. Aber nicht mit irgendwem. Die Typen, die ich in letzter Zeit kennengelernt habe, sind entweder liiert, schwul, langweilig oder so grauenhaft selbstabsorbiert, dass ich mich frage, wieso sie sich noch nicht in ein schwarzes Loch verwandelt haben. Und wenn ein wirklich cooler Typ dann mal daherkommt, muss er mich ja seinerseits auch cool finden…

Und hier folgt manchmal auch der allerschlimmste Satz, den ich bezüglich Partnersuche kenne: „Villicht muesch eifach dini Asprüch chli abeschruube“.

Liebe Pärli-Tippgeber: Ihr seid super und ich liebe Euch dafür, dass Euch mein Liebesleben dermassen interessiert. Aber Ansprüche runterschrauben? Echt jetzt? Gibt es tatsächlich noch Menschen, die denken, dass sowas längerfristig funktioniert?

Ich persönlich will für mich selber das Beste. In welcher Form das dann in mein Leben schneit, kann ich jetzt noch nicht sagen. Falls ein Mann mir als Gesamtpaket so gut gefällt, dass Dinge, die ich im Vorfeld für extrem wichtig hielt, nebensächlich werden, dann geschieht das automatisch, aber nicht, weil ich willentlich „ausschalte“, dass sie mir wichtig sind. Sobald man ein ungutes Gefühl bekommt und denkt „Naja, er hat zwar nicht ganz soviel Humor, aber dafür ist er lieb zu mir“, ist die Sache in meinen Augen bereits gegessen…

Aber vielleicht bin ich ja genau deshalb Single. Ich sollte wohl anfangen, mir 2-27 Katzen zuzulegen – bei denen muss ich wenigstens kein Drama veranstalten, wenn sie mich nicht zurückrufen.

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Autor: Yonni Meyer

Yonni Meyer (*1982) wuchs dort auf, wo’s mehr Kühe als Menschen gibt. Und das war gut so. Kantonsschule in der Nordschweizer Provinz (Hopp Schafuuse). Studium im Welschland (Sprachen und Psychologie). Umzug an die Zürcher Langstrasse 2011. Seither konstant kulturgeschockt. Ende Juli 2013 Geburt des Facebook-Blogs „Pony M.“
September 2013 Einstieg bei KULT. Ab 2014 Aufbruch in die freelancerische Text-Landschaft der Schweiz. Meyer mag Blues. Meyer mag Kalifornien. Meyer mag Igel. Meyer mag Menschen. Manchmal.

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