Endlich das ersehnte Paar-Wochenende. Dirty Weekend im Luxus-Hotel. Mit dem noch berühmteren Restaurant, geadelt mit allen massgebenden Kochlöffeln, Kronen, Sternen. Mit Blick auf die Altstadt, auf das berühmte Obeson-Denkmal, den Fluss, den See, das Meer. Wenige Zimmer nur, wenige Tische. Weltberühmt. Und doch familiär. Hochgelobt. Und doch intim. Dies liegt an den Besitzern: Zibas und Annalore d’Estevoyez. Sie zaubert in der Küche. Er ist ein Service-Genie. Schon der Welcome Drink war köstlich. Das Zimmer auf dem höchsten Stand der Innenarchitektur-Kunst, gleichzeitig sogar gemütlich und irgendwie sexy. Der Service aufmerksam und unaufdringlich. Und dann erst das Menu Surprise, der Steinbutt, das Angus Beef, die Crème Topinambur, die Frühlingsspargeln aus Nordkorea, die Lämmergeiereier-Blinis, die Robbenembryo-Remoulade, das Quitten-Gelée-Dessert aus dem Einmachglas, mit Schokoladenguss aus dem berühmten Haus der Madame Juliette. Und erst die Weine. Unser Paar hat es endlos genossen. Der Sex danach dauerte Stunden, war phantastisch, als hätten die Kochkünste von Annalore aphrodisische Qualitäten. Und das heitere Treiben sah, zwischen all den Stilmöbeln, auch noch besonders gut aus. Ein Traumaufenthalt. Einige Wochen später dann jene Meldung in der Sonntags-Zeitung, Morgenlektüre unseres glücklichen Liebespaars, am reichhaltig gedeckten Frühstückstisch: „Weltberühmte Gastronomen verhaftet“. Offenbar hatten Zibas und Annalore d’Estevoyez jahrelang alle ihre körperlichen Ausscheidungen gesammelt: Urin, Kot, Menstruationsblut, Sperma, Eichelkäse, Nasenschleim usw., diese gewogen, akribisch in eine Excel-Liste eingetragen, in Glasphiolen abgefüllt – und jeder einzelnen Speise beigefügt, die sie ihren Gästen auftischten. Bon Appétit!