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The Patriot – Steven Seagal im Kampf gegen ein tödliches Virus

1998 war Steven Seagal an der Arbeit zu seinem bislang grössten Film. So berichtete das Internet damals. Als dann einige Geldgeber absprangen und auch Seagals Vertrag mit Warner Bros. ausgelaufen war, kam Plan B zum Zug. Seagal und sein damaliger Partner Julius Nasso übernahmen die Produktion selbst. Und The Patriot war geboren.

Inhalt:
Der amerikanischen Bevölkerung droht die ultimative Katastrophe. Um militärische und technologische Einrichtungen der USA unter ihre Kontrolle stellen zu können, haben fanatische Terroristen einen tödlichen Virus eingesetzt, der sich rasend schnell unter den Menschen einer Kleinstadt in Nebraska verbreitet. Ein Killervirus, der die gesamte Bevölkerung Nordamerikas in kürzester Zeit vernichten könnte. Gegen den Virus scheint Dr. Wesley McClaren immun, aber nicht gegen den russischen Elitekiller Govol, der verhindern soll, daß Überlebende wie McClaren die Stadt verlassen und, als möglicher Träger des Virus, selbst zur tödlichen Waffe werden. Zur Zielscheibe des Killers geworden bleibt dem einst zivilisierten Stadtmenschen keine andere Wahl. Zu allem bereit, beginnt er seinen gnadenlosen Rachefeldzug gegen einen übermächtigen Gegner…

Und ich frag mich immer noch, wer denn der russische Elitekiller Govol sein soll, der da oben im VHS-Hüllentext erwähnt wurde (DVD-Hüllentext wurde Jahre später abgehändert).

Die Veröffentlichung von The Patriot war für mich damals ein Highlight, wie es heute nicht mehr existieren könnte. Ich habe mir damals die Verleihversion für teures Geld vorbestellt und konnte so weit vor dem offiziellen Veröffentlichungsdatum diesen Film mein Eigen nennen.

Der Film beginnt mit schönen Landschaften, unterlegt von nach Freiheit schreiender Musik. Cowboy Seagal (heute muss ihn zum Glück kein Pferd mehr auf dem Rücken tragen) reitet durch die Gegend auf der Suche nach einem verletzten Getier, dem er eine Spritze reindonnern kann. Nebenbei wird des Töchterchens Fohlen gerettet. Tochter Holly wird übrigens gespielt von der damals noch jungen Camilla Belle – vielleicht noch bekannt aus der Nespresso-Werbung mit George Clooney („huh…? i just want a nespresso…“ – „nespresso… what else..?“).

Bald darauf lernen wir Zuschauer die bösen Buben kennen. Ein bisschen afD-Politik Geschwafel, eine abgesägte Shotgun, Rednecks, etc. Wir sehen Familie Seagal beim Frühstück, lernen wie man Mississippi buchstabiert und erfahren, dass Seagal „schön scharf“ gekocht hat. Okay. Daraufhin sehen wir Seagal bei der Arbeit. Dr. McClaren ist nämlich ein typischer ländlicher Hausarzt – also heilen wir mal ein paar Patienten, welche natürlich nicht mit Geld bezahlen müssen, sondern mit Kuchen und Schreinerdiensten – McClaren ist ein netter Kerl – wir glaubens ja. Wo zum Geier bleiben die gebrochenen Knochen?

Spulen wir ein wenig vor. Böse Buben kommen aus dem Knast – Richter stirbt – Virusgefahr – böse Buben jagen Seagal, weil er und sein Töchterchen als einzige immun gegen Virus sind – Töchterchen und Väterchen flüchten aus Spital – auf Seagals Farm dann ein wenig Action („jaaaaaaaa“), ein paar Gewehrschüsse fallen – ein freundlich gesinnter Charakter stirbt – aber der Actionfunken will und will nicht zünden.

Seagal und Töchterchen reiten durch die Wüste – campieren bei Nacht – schöne Aufnahmen – leise Szenen zwischen Seagal und Töchterchen. Und in mir kommt die Frage auf, warum ich hier mitansehen muss, wie McClaren er seiner Tochter erkärt, warum Pferde am liebsten alleine sterben? Warum?

Spulen wir zum Ende – Seagal findet Grossvater – geht in geheimen Militärbunker – findet nach langer langer Suche endlich das Geheimmittel gegen diesen bösen Virus – Wildblumen…. BLUMEN! Die 68er-Kinder jubeln los „jaaaa, wir habens immer schon gewusst…“ – und zum Abschluss sammeln US Soldaten auf den Hügeln die genannten Hippiekräuter, welche dann per Flugzeug über der Kleinstadt abgeworfen werden. Das war The Patriot.

1998 noch galt dieser Seagalstreifen in meiner Filmwelt als schlecht. Der Seagal-Familienfilm. Rückblickend ist The Patriot bei weitem nicht Seagals schlimmstes Werk. Und ja, gewisse Schauwerte muss man wirklich lobend erwähnen. Musik, Bilder, Atmosphäre – das hat der Film, dank dem erfahrenen Cinematographen Dean Semler, gut rübergebracht. Und, auch die Vater-Tochter-Beziehung von Seagal und Belle wirkt ganz akzeptabel. Da hats schon schlimmeres gegeben.

Leider hat The Patriot Seagals Karriere den damals ersten richtigen Knick gegeben. Für gut drei Jahre war der Meister weg vom Fenster. IMDB.COM war schon zu dieser Zeit mein Hauptlieferant an Filminfos. So konnte ich im Raume dieser drei Jahre beobachten, wie es in Seagals Filmographie lange nach „Game Over“ aussah. Pro7 berichtete damals sogar, Seagal ziehe sich aus dem Hollywood-Business zurück, sein Glaube will nicht, dass er weiter seine Brutalostreifen drehe, etc. 1999/2000 wurden dann Under Siege 3 und Blood on the moon angekündigt – jedoch nie gedreht. Erst Ende 2000 wurde Seagals Kinocomeback angekündigt – in Form von Exit Wounds. Aber auch dieser Film liegt schon lange zurück.

Fazit: The Patriot ist ein unterhaltsamer und relativ harmloser Katastrophen-Film, mit tollen Schauwerten und gutem Soundtrack. Sicherlich kein grosser Wurf, aber man sollte diesen Film nicht schlechter machen als er ist – trotz den Wildblumen. Ach…

 

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Autor: Dominik Hug

Mitdreissiger. Basler. Auch im Erfolg stets unzufriedener FCB-Fan. Filmkritiker. Leidenschaftlicher Blogger. Strassensportler. Apple User. Hat eine Schwäche für gute Düfte. Liest eBooks. Hört gerne Rockmusik. Fährt einen Kleinstwagen. Geht gerne im Ausland shoppen. Herzkalifornier. Hund vor Katze. Hat immer eine Sonnebrille dabei. Gelegentlicher XBox-Zocker. Hat 2016 überlebt.

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