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Fünf Wochentage, fünf Kerle für Trista

Trista ist ein Montags-, Dienstags-, Mittwochskind. Trista ist zudem ein Donnerstags- und Freitagsengel. Für jeden dieser Tage hat sie einen anderen Mann. Die Herren hat sie dem Lauf der Woche – und den Bedürfnissen, die dieser mit sich bringt – sorgsam zugeordnet. Doch was bringt das Wochenende?

1

Monday

Am Montag kommt Marzio. Er stürmt Tristas Appartement, hebt die Lady an den Hüften hoch, sie erwartet ihn jeweils im Evakostüm, bis auf die Adidas Classics und die schmutzigen weissen Söckchen an ihren zarten Füssen. Er legt sie auf den massiven Küchentisch, klopft ihr mit seinem besten Stück dreimal auf den Bauch. Sie ist die Trommel, er der Schlägel, ein Ritual. Dann legt er los, wie Thors Presslufthammer, hinein, hinein ins tiefe Nabelnest der Schöpfung, mit Macht, ohne Variationen. Dies dauert genau 40 Minuten, unter lautem Stöhnen, mit viel Geschrei. Dann packt er sein Werkzeug wieder ein, genauso hastig, wie er es vorher ausgepackt hatte, brüllt «Ciao Bella! Bella Ciao!!» und stürmt aus dem Appartement. Wie der Blitz, so wie er gekommen ist eben, herrlich, heftig, einfach und vielleicht ein bisschen einfältig.

999

Tuesday

Dienstags kratzt Samael schüchtern an Tristas Tür, der mit der dicken Brille, der hohen Stirn, dem schütteren Haar. Er fasst Trista nie an. Er ist vielmehr ein obsessiver Beobachter ihres Allerwertesten, der Rest passiert in seinem Kopf. Mit bohrender, eintöniger Stimme, die keineswegs vor den vulgärsten Ausdrücken zurückschreckt, welche jedoch eingebettet sind in ein enorm vielschichtiges, ja beinahe edles Vokabular, gibt er ihr genaue Anweisungen, sagt ihr exakt, was er sehen will. Und Trista zeigt sich gerne. Zu Beginn der Schau trägt sie immer ein Mini-Mini-Mini-Röckchen, darunter einen superknappen String. Am Ende ist sie vollkommen nackt. Die Anweisungen von Samael klingen ein bisschen blechern, gestalten sich jedoch fantasievoll; gemessen an der relativen Enge seiner Obsession, gewinnt er der Sache ein buntes Kaleidoskop an Möglichkeiten ab, regelmässig bringt er einige frische pikante Variationen in die Geschichte ein. Er lässt die Dame jeweils mit kleinen frivolen Tänzchen und Arschwackeleien beginnen. Letztere in Tausenden von Schattierungen. Zur Show muss übrigens jeweils «Commodores Live!» ertönen. Darauf folgt die erotische Phase, mit Striptease, Stellungen, Verrenkungen. Das Finale gerät dann unverblümt pornographisch, unter tüchtigem Fingereinsatz der Lady, mit Strecken, Spreizen, Dehnen – fast ein bisschen demütigend, aber auf die angenehme kitzelnde Art und Weise. Während der ganzen Angelegenheit bleibt der prächtige Hintern der Madame T. natürlich prägnant im Zentrum. Fast alle Möbel, die in der guten Stube stehen, werden in diese himmlischen Aufführungen mit-einbezogen. Nachdem Trista sich am Ende zum Höhepunkt gefingert hat – intensiv beobachtet von kleinen Elefantenaugen, die unter dicken Brillengläsern wohnen–, sagt Samael höflich Adieu, mit seinem federleichten, trockenen Händedruck. Er ist wahrlich ein Mann, der aus wenig viel machen kann.

3

Wednesday

Mittwoch ist der Tag der Zungen. Mit Theophilius. Da wird geschleckt und geschluckt, dass es eine wahre Freude ist. Es beginnt jeweils mit ausgesuchten Getränken, die dieser Herr unserer Trista mitzubringen pflegt. Sie empfängt ihn in der Regel mit hüfthohen Slave Boots an den Beinen und einem Teddy aus der Ultra Sexy Collection von Frederick’s am wohl gerundeten Leib. So trinken sie, so scherzen sie – und plötzlich kniet sie oder er auf dem Boden, arbeitet mit den Lippen, mit der Zunge, ein bisschen nur mit den Zähnen. Dann geht es munter und feuchtfröhlich weiter, unermüdlich lutschend und leckend, im Zeichen des Krebses, auf dem Sofa, auf dem herrlichen Fauteuil, das gute Stück hat Trista von ihrer Grossmama geerbt, auf dem Perserteppich, auf den himmelblauen Laken des Himmelbetts, im Liegen, Kauern, Stehen, whatever you want. Zwischendurch werden die Kehlen immer wieder tüchtig befeuchtet, denn wir will bei derartigen Aktivitäten schon einen trockenen Mund haben… Theophilius sondert an diesen vegnügten Abenden beachtliche Mengen seines Elixiers ab, was Trista freut,  ist sie diesbezüglich doch eine Feinschmeckerin. Wenn die beiden komplett erschöpft sind, was Stunden dauern kann, ist das Treffen beendet. Dann drückt er ihr einen feuchten, ja schlabbernden Kuss auf die Lippen – und zieht seines Wegs.

5

Thursday

An Donnerstagen erwartet Trista Leo. Auf allen Vieren, ohne Knieschoner, eine Fishnet Catsuit – open crotch – muss reichen, tief das Haupt, die Beine breit. Er betritt ihr Logis durch die Hintertür, er betritt überhaupt alles durch die Hintertür, ein wahrer Back Door Man, hager, knochig, präzise, ein Herr ohne Mitleid. Kaum eingetreten, schreitet er ans Werk, unter Flüchen und obszönen Wortkaskaden, die der Hausherrin jeweils ein Lächeln auf die Lippen zaubern, das Leo ja nur selten sieht, ausser wenn er folgendes Kommando gibt: «Und schau mir in die Augen, während ich es mache.» Dann richtet sie ihren Oberkörper für einen Moment auf, dreht den Kopf in Leos Richtung, schaut ihm direkt in seine fies funkelnden, tellergrossen Pupillen, während er ihr Vas Nefandum bearbeitet. Dies tut er nicht bloss mit seinem gottgegebenen Zauberstab, sondern auch mit seinen harten knochigen Zeigern – sowie mit allerlei Gerätschaften, immer wieder neuen Exemplaren, die er jeweils im Handgepäck hat. Ja, das verbotene Gefäss muss – im Rahmen eines solchen Abend – so manches aushalten. Doch Trista liebt diese Wechselbäder aus Schmerz und Lust, Agonie und Ekstase, sie hat enorm Freude an der Spannung, die ihr Leo ins Haus bringt. Auf die dann eben jene köstliche Entspannung folgt, nachdem er sich vom Acker gemacht hat. Durch die Hintertür. Dann seufzt sie, immer noch auf allen Vieren, tief das Haupt, die Beine breit. Es war wieder ein schöner Besuch gewesen.

4

Friday

Die Freitagabende sind bei Trista jeweils lebhaft, denn Kama Sutra Karl sucht sie heim. Er kennt alle Stellungen – aus der erotischen Literatur, aus der tantrischen Praxis, aus der erquicklichen Welt der Pornographie, gedruckt und gefilmt. Zudem erfindet er, auf der Basis seines enormen Wissens, immerzu neue Stellungen, unerwartete, hochkomplexe, artistische. Ballettschuhe – und eine samtene, blütenweisse Fliege um dem Hals – trägt Trista, wenn Kama Sutra Karl kommt, sonst nichts. Der Mann jagt sie durch einen Stellungsparcours sondergleichen, dabei achtet er auf gleitende Wechsel, auf wohl komponierte Abläufe. Zwei Körper, deren Gelenke und Knochen sich im Wind der Geilheit biegen, der jede Anstrengung hinwegfegt. Bis an die Grenze des Möglichen – und manchmal vielleicht sogar darüber hinaus. Dazu erklingt Barock-Musik. Während zwei nackte Figuren Zeichen auf Zeichen in den Raum setzen, die sich zu orgiastischen Schriftzügen formen, deren Botschaft da Fleischeslust lautet. Nach den Treffen mit Kama Sutra Karl fühlt sich Trista paradoxerweise leicht wie eine Feder.

6

And them weekends

Und an den Wochenenden? Am Samstagnachmittag holt meine Chauffeurin die liebe Trista ab, mein Name ist und bleibt übrigens Jerome, ich bin inzwischen vom einfachen Mönch zum Abt avanciert, fährt sie zu mir hinaus, in meine schwarze Abtei, die ich für meine Passionen renoviert und eingerichtet haben. Hier gibt es unglaubliche Kostüme, Objekte, Gegenstände, Räume, Kammern, die allesamt ausschliesslich der erotischen Ausschweifung dienen. Natürlich wiederholen wir am Samstag, am Sonntag alles, was Trista und ihre fünf Herren unter der Woche getrieben haben, in vielen wilden Kombinationen und Variationen.

Doch wir machen halt noch mehr. Unendlich viel mehr…

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Autor: Christian Platz

Lebt in Basel. Arbeitet überall. Reist recht viel. Vor allem nach Asien. Und in den Deep South der USA. Verdient sein Geld seit über einem Vierteljahrhundert mit Schreibarbeiten. Vorher hat er als Pfleger in einer Irrenanstalt gewirkt. Hat mehrere Bücher veröffentlicht. Spielt seit 40 Jahren fanatisch Gitarre, zwischendurch singt er auch noch dazu. Schreibt unter anderem für Kult. Ist manchmal gut aufgelegt. Manchmal schlecht. Meistens so mittel. Sammelt Bücher, CDs, Filme, Artefakte. In einem psychisch leicht auffälligen Ausmass. Verfügt, bezüglich der Dinge, die er sammelt, über ein lexikalisches Wissen. Platz ist einerseits ein Wanderer auf dem Pfad zur linken Hand. Andererseits Neofreudianer mit Waffenschein. Liebt Blues und Voodoo, Rock'n'Roll und die schwarze Göttin Kali. Trinkt gerne Single Malt Whisky aus Schottland. Raucht Kette. Ist bereits über 50 Jahre alt. Macht einstweilen weiter. Trotzdem wünscht er nichts sehnlicher herbei als die Apokalypse.

WARNHINWEIS:
Dieser Mann tritt manchmal als katholischer Geistlicher auf, stilecht, mit einem besonders steifen weissen Kragen am Collarhemd. Dies tut er in gänzlich irreführender Art und Weise und ohne jegliche kirchliche Legitimation. Schenken Sie ihm - um Gottes Willen - keinen Glauben. Lassen Sie sich nicht von ihm trauen, ölen oder beerdigen. Lassen Sie sich von ihm keinesfalls Ihre Beichte abnehmen. Geben Sie ihm lieber Ihr Geld.

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