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Oh My God, Yes!

Da sind diese Momente. Immer wieder. Da geht mir der Schuss ab. Sicher, ich mag deine Brüste, auch dann, wenn ich sie unter dem Shirt nur erahnen kann. Ich mag es mit deinen rötlichen Locken zu spielen. Mag es, wenn deine Augen leuchten, die Farbe wechseln und es so aussieht, als sei die ganze Welt mit ihren Bäumen, Flüssen, dem Himmel und dem Meer nur dazu da, dass du sie siehst. Ich liebe es, wenn ich meine Hand auf deinen Bauch legen darf und dein Bauchnabel ist – ich gestehe – immer grosses Kino. Du bist gefangen in meinen Augen, den Erinnerungen und es ist toll, dass du am Morgen verschlafen riechst.

Aber da ist diese andere Sache. Diese Momente. In denen geht mir wirklich der Schuss abgeht. Das ist, wenn du mit mir sprichst, wenn du sagst, Ophelia ist ein Rätsel. Es ist, wenn du erklärst, Shakespeare hat mehr mit Freud zu tun, als man so denkt. Eigentlich reden wir über Wahnsinn, denn Hamlet, Prinz von Dänemark dreht ja durch. Es ist Ophelias Vater, der sie verrät. Und beide, Hamlet und Ophelia haben keine Mutter. Vom Geist des Vaters heimgesucht, den er rächen will, bringt Hamlet Ophelias Vater, der sich hinter einem Vorhang versteckt hat, irrtümlich um.

Dann geht mir wirklich der Schuss ab. Nicht, weil ich zu Hamlet genau das Gleiche denke, oder die Welt mit deinen Augen sehen könnte, sondern, weil wir uns in diesen Augenblicken begegnen. Ich bei Shakespeare noch nie gewonnen habe. Aber das ist der Ort. Hier begegnen wir uns. Und da geht mir einer ab.

Wir reden davon, dass Hamlet eigentlich als Nutte hinstellt, wir streiten darüber, ob er sich selbst meint, wenn er vom eisigen Gift monologisiert. «Wenn du heiratest, so gebe ich dir diesen Fluch zur Aussteuer: Sei so keusch wie Eis, so rein wie Schnee, du wirst der Verleumdung nicht entgehn. Geh in ein Kloster, leb wohl! Oder willst du durchaus heiraten, nimm einen Narren, denn gescheite Männer wissen allzu gut, was ihr für Ungeheuer aus ihnen macht. In ein Kloster, geh, und das schleunig! Leb wohl!» Natürlich ist bei Hamlet alles kompliziert und wir wissen nicht, was wir davon halten sollen, dass Ophelia ins Wasser geht. Wahrscheinlich können wir noch darüber streiten, wenn wir alt sind.

Manchmal, wenn ich dich berühre, schliesst du die Augen. Manchmal lässt du dich gehen und aus den Wellen wird ein Sturm, aus dem Sturm … Weiss der Teufel. Der Ozean wäre nicht der Ozean, könnte ich die Tiefe ergründen. Und ich mache meine Augen auch zu.

Da ist Scheiss. Das Dach fällt auseinander. Die Spülmaschine läuft nicht immer. Egal, wieviel wir zahlen, mit den Steuern sind wir immer hintendrein. Die Putzperson versteckt die Bücher, es wird härter Lehrerin zu sein und in meinem Job scheint es so, als seien alle Geschichten schon erzählt. Um Gottes Willen. Du sprichst über Ophelia. Mit mir. Du weisst diese Dinge. Und viele andere Dinge auch. Da geht mir der Schuss ab. OMG, YES.

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Autor: Andy Strässle

Andy Strässle umarmt Bäume, mag Corinne Mauch und verleugnet seine Wurzeln: Kein Wunder, wenn man aus Blätzbums stammt. Würde gerne saufen können wie Hemingway, hat aber immerhin ein paar Essays über den Mann zu stande gebracht. Sein musikalischer Geschmack ist unaussprechlich, von Kunst versteht er auch nichts und letztlich gelingt es ihm immer seltener sich in die intellektuelle Pose zu werfen. Der innere Bankrott erscheint ihm als die feste Währung auf der das gegenwärtige Denken aufgebaut ist und darum erschreckt es ihn nicht als Journalist sein Geld zu verdienen.

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